Das ist ein Gastbeitrag von Florian Märzendorfer – CEO von FiP.S – den Spezialisten für Uni- und FH-Absolventen wenn’s um Finanzen & Karriere geht (mehr Infos am Ende des Artikels).
Was haben Pearl Harbor und komische Fragen im Vorstellungsgespräch miteinander zu tun?
Am 07. Dezember 1941 griffen die Japaner amerikanische Schiffe in Pearl Harbor an. Die Japaner hatten sich bereits am 26. November mit 6 Flugzeugträgern und 42 weiteren Schiffen auf den Weg nach Pearl Harbor gemacht. 4.000 Meilen später kamen sie in Hawaii an und vollzogen einen der schlimmsten & berühmtesten Überraschungsangriffe der Geschichte. Die Amerikaner waren völlig überrumpelt.
Manche Fragen im Vorstellungsgespräch fühlen sich ebenfalls wie Überraschungsangriffe an.
Die Fragen kommen unerwartet und du fühlst dich überrumpelt. Genau das werden wir in diesem Artikel verändern. Wir werden uns mit den bizarrsten Fragen auseinandersetzen und du wirst erfahren wie du darauf antworten kannst. Am Ende des Artikels wartet dann noch ein Extra-Goodie auf dich.
Oh und wenn du jetzt sofort wissen willst, wie du als Uni- oder FH-Absolvent auf die 3 großen Fragen im Vorstellungsgespräch (Wie viel Gehalt möchten Sie?, Warum sollten wir Sie einstellen?, …) antworten musst, dann sieh dir dazu unseren Artikel: „Vorstellungsgespräch: Die 3 großen Fragen, die jeder Jungakademiker beantworten muss“(inklusive Wort-für-Wort Antwortbeispiele) an.
Wir beschäftigen uns jetzt mit den bizarren Fragen. Starten wir mit den sogenannten Brainteasern…
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Wie viele Tennisbälle passen in ein Flugzeug?
Oder: Wie schwer ist Österreich?
Oder: Wenn sie alle Fenster in Wien reinigen müssten… Wie viel würden Sie dafür verlangen?
Oder: Wenn sie eine Boeing 747 voll mit Zucker entladen müssten… Wie würden Sie vorgehen?
Oder: Wie viele Kreditkarten gibt es in Amerika?
Und so weiter…
Alle diese Fragen bezeichnet man als Brainteaser. Investmentbanken, Strategieberatungsunternehmen und Unternehmen wie Apple, Google, Facebook & Co haben sich dieser Fragen bedient.
Inzwischen ist der Trend etwas zurückgegangen und Google hat sogar offiziell bekanntgegeben, dass sie Brainteaser nicht mehr einsetzen. Die Antworten auf die Fragen hatten langfristig keine Aussagekraft über die Performance der Kandidaten im Job selbst.
Dennoch kann es passieren, dass du mit diesen Fragen konfrontiert wirst
Und dann solltest du eine Antwort oder zumindest die Idee einer Antwort haben. Das Ziel der Fragen ist es unter anderem herauszufinden:
- ob du Probleme lösen kannst,
- ob du kreativ denkst
- ob du unter Druck zusammenbrichst oder cool bleibst
- und ob du das große Ganze im Blick hast.
Egal wie gut Brainteaser dafür geeignet sind oder nicht – wie kannst du auf solche Fragen antworten?
Du solltest folgendes beachten:
- Bleib ruhig.
Nimm dir kurz Zeit und denke über die Frage nach. Du solltest auf keinen Fall sofort eine Antwort rausschreien. Wenn du mehr Zeit zum Nachdenken brauchst, dann kannst du sowas sagen wie:
“Das ist ja mal eine interessante Frage. Ich muss kurz nachdenken…” - Frag’ nach.
Nimm die Frage “Wie schwer ist Österreich?” als Beispiel. Was zählt jetzt alles zum Gewicht? Alle Gebäude? Ein Meter Erdschicht oder zwei Meter Erdschicht? (Erdschicht ist vermutlich das falsche Wort – sorry, ich bin kein Geologe 😉 )
Du solltest so viele offene Fragen wie möglich klären. Vielleicht bekommst du ja zusätzliche Informationen um das “Puzzle” zu lösen. - Skizziere und schildere deinen Lösungsweg.
Egal ob du bei der richtigen Lösung ankommst oder nicht. Es geht vor allem darum, dass du deine Problemlösungsqualitäten zeigst. Wenn du Annahmen treffen musst, dann triff diese Annahmen und kommuniziere diese auch.
Um die Frage mit den Tennisbällen zu beantworten musst du wissen wie “groß” ein Tennisball ist. Keiner erwartet, dass du auf den Millimeter genau weißt was der Durchmesser eines Tennisballs ist. Also triff eine Annahme (zB 7cm… ganz genau sind’s übrigens je nach Ball zwischen 6,54cm und 6,86cm; bei den langsamen Bällen über 7cm).
Entscheidend ist, dass du dich nicht verunsichern lässt. Im Endeffekt ist die Frage nur eine von vielen. Wenn du deine Gedanken laut kommunizierst, einen logischen Lösungsweg verfolgst und trotzdem eine falsche Antwort gibst, dann ist das nicht super dramatisch. Wenn du mehr Brainteaser Fragen, Rätsel und Puzzle haben willst, dann google einfach “Brainteaser Fragen”. Wir machen jetzt mit folgender Frage weiter…
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Wenn Sie ein Baum wären, welcher Baum wären Sie?
Oder: Wenn Sie ein Tier wären, welches? Und Warum?
Oder: Welches Obst wären Sie?
An diesem Punkt denkst du dir vermutlich: WTF?
Aber es steckt (zumindest manchmal) System hinter dem scheinbaren Wahnsinn. Was können Personaler unter anderem mit diesen Fragen “überprüfen”?
- Wie reagierst du, wenn du im ersten Moment nicht weiter weißt?
(denn fast niemand bereitet sich auf eine Frage wie: “Welcher Baum wären Sie?” vor) - Wie kreativ bist du?
Manche Personaler setzen so eine Frage wie “Welches Obst wären Sie?” auch ein um die Stimmung aufzulockern – ob das jetzt funktioniert oder nicht sei dahingestellt.
Eine Klientin von mir hat in einem Bewerbungsgespräch wie aus der Pistole geschossen geantwortet:
“Eine Mango!”
Auf die Nachfrage wieso, hat meine Klientin einfach geantwortet: “Weil’s gut schmeckt”. Bei so einer Frage wie der Obstfrage musst du auch nicht im Detail analysieren was jetzt hinter der Frage stecken könnte. Betrachte die Frage als Auflockerung.
Bei der Frage “Welches Tier wären Sie und warum?” kann man jedoch wieder anfangen zu analysieren.
Welche Eigenschaften willst du von dir repräsentieren? Bist du ausdauernd und hartnäckig? (z.B. ein Wolf oder Schlittenhund?) Bist du extrem fleißig und konzentriert bei der Arbeit? (z.B. Biene)
Wölfe arbeiten zum Beispiel auch gut im Team – so wie jedes Rudeltier.
Eine Antwort könnte also so aussehen: “Hmm, als Tier wäre ich vermutlich ein Wolf. Ich arbeite gerne in Teams und bin generell sehr ausdauernd und hartnäckig. Wir haben ja vorhin bereits über XY… gesprochen”
Das “XY” sollte die Eigenschaften nochmal mit einem echten Beispiel untermauern.
Auf der Hand liegt, dass du vermutlich sowas wie Faultier (”Wenn ich was mache, dann mache ich es laaaaaaaaaaaaaaangsam”), Ratte (”Von mir bekommt ihr Krankheiten und ich bin ein Verräter”) oder Zecke (”Ich bin ein Parasit”) nicht sagen solltest 😉
Und was ist jetzt mit der Frage nach dem Baum?
Wenn du gut im Organisieren bist und immer den Überblick bewahrst, dann bist du vielleicht ein Mammutbaum. Die gehören zu den größten Bäumen der Welt. Du könntest also eine Geschichte erzählen, bei der du den Überblick über alles behalten hast. Und deshalb bist du ein Mammutbaum.
Wie sinnvoll und aussagekräftig für Personaler diese Fragen wirklich sind, sei dahingestellt…
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Glauben Sie, dass sie Glück haben?
Mit so einer Frage rechnest du im Vorstellungsgespräch vermutlich nicht. Es ist auch nicht komplett klar, was der jeweilige Personaler damit erreichen will. Will er damit herausfinden ob du eher optimistisch oder eher pessimistisch bist? Ob du abergläubisch bist?
Bevor du antwortest, solltest du dir vermutlich überlegen ob es mehr als nur ein JA oder NEIN als Antwort gibt. Speziell bei dieser Frage könntest du zum Beispiel mit einem Zitat antworten, anstatt einfach nur ja oder nein zu sagen (die Antwort wäre übrigens auch viel zu kurz).
Zum Beispiel so: “Ich glaube nicht an das Konzept von Glück. Es gibt da ein super Zitat des römischen Philosophen Seneca: Luck is what happens when preparation meets opportunity. So denke ich auch über Glück. Wenn man hart arbeitet, dann wird es einfacher sein, Möglichkeiten zu ergreifen die sich auftun.”
Du könntest auch das Zitat von Thomas Jefferson verwenden “I am a great believer in luck, and I find the harder I work, the more I have of it.”
Wenn wir diese zwei Zitate auf den Bewerbungsprozess umlegen, dann müssen wir einen Schritt zurück gehen
Was hat dich überhaupt in das Vorstellungsgespräch gebracht und damit in den Genuss dieser “tollen” Fragen ;)? Dein Lebenslauf und dein Bewerbungsschreiben – also deine Bewerbungsunterlagen. Ohne diese zwei Dokumente würdest du gar nicht im Vorstellungsgespräch sitzen.
Deshalb solltest du dich dabei auf keinen Fall auf “Glück” verlassen.
Wenn du wissen willst, wie du perfekten Unterlagen erstellst, dann sieh dir diese Artikel an:
- Bewerbungsschreiben: Wie du jeden Personaler beeindruckst
- Lebenslauf: Wie du deine Praxiserfahrungen richtig darstellst um zum Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden
Sehen wir uns noch ein paar Fragen an…
Komische und bizarre Bonusfragen
- Welche Superkraft wäre Ihnen lieber – unsichtbar sein oder fliegen zu können?
- Wenn Sie jeder beliebige Superheld oder Bösewicht sein könnten – welcher wären Sie gerne?
- Beschreiben Sie die Farbe gelb für jemanden der blind ist.
Über die lasse ich dich selbst nachdenken 😉
Die Fragen in diesem Artikel machen vermutlich nur 5-10% deines Vorstellungsgesprächs aus
Du musst auch die “klassischen” Fragen kennen und beantworten können, die in jedem Gespräch gestellt werden. Sowas wie: “Was ist ihre größte Schwäche?” oder “Warum sollten wir gerade Sie einstellen?” (zur letzten Frage kannst du dir unseren Artikel: „Bewerbungsgespräch – Fragen und Antworten ODER: Was fragen Personaler im Interview wirklich und wie antwortest du darauf?“ lesen)
Damit du aber erstmals ins Gespräch kommst um darauf antworten zu können brauchst du, wie oben erwähnt, einen perfekten Lebenslauf und ein perfektes Bewerbungsschreiben.
Und bevor du überhaupt ein Bewerbungsschreiben verfasst, musst du wissen was die jeweiligen Personalverantwortlichen bei den einzelnen Unternehmen exakt wollen. Ansonsten schreibst du irgendwas in deine Unterlagen – ohne zu wissen ob das die Personaler beeindruckt oder nicht.
All das sollte keine Überraschung für dich sein, wenn du dich im Bewerbungsprozess befindest
So wie der Angriff auf Pearl Harbor übrigens auch nicht wirklich eine Überraschung war. Es gab unzählige Indizien, die darauf hindeuteten. Code-Entschlüssler der Armee und Navy bemerkten eine Unmenge an verdächtigen Funksprüchen Tage und Stunden vor dem Angriff. Das amerikanische Radar entdeckte sogar die japanischen Kriegsflugzeuge als sie Richtung Pearl unterwegs waren. Die Warnungen wurden ignoriert…
Du solltest nicht denselben Fehler machen indem du das Folgende ignorierst
Wenn du die besten Antworten im Vorstellungsgespräch, die beeindruckendsten Unterlagen und eine Strategie für die Frage nach dem Gehalt haben willst, dann solltest du dir “Vom Studium zum Traumjob” ansehen – das ultimative Bewerbungstraining für Uni- und FH-Absolventen. Kostenlos & Online.
Hier erfährst du mehr zu “Vom Studium zum Traumjob”
Oder klicke einfach auf die Grafik 🙂
Falls du wissen willst, was wir von FiP.S so machen wenn’s um Finanzen geht:
- Fondsgebundene Lebensversicherung: Sinnvoll oder nicht? Hier erfährst du alles was du wissen musst um langfristig sinnvoll Geldanzulegen.
- Berufsunfähigkeitsversicherung – Was musst du beachten? Alles was du als Uni- oder FH-Absolvent zur Berufsunfähigkeitsversicherung wissen solltest.
- Unfallversicherung – Darauf musst du wirklich achten. Hier erfährst du was als Akademiker bzw. Student bei der privaten Unfallversicherung wichtig ist.