Titel-Wirrwarr: Aufklärung über die Titel-Viefalt

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Der Titel-Wirrwarr, der durch den Bologna Prozess ausgelöst wurde, ist teilweise schwer zu verstehen. 

„Früher war es in Österreich mit den akademischen Graden relativ einfach: Magister beziehungsweise Diplom-Ingenieure waren Absolventen von 4- bis 5-jährigen Diplomstudien. Doktoranten bauten mit der Doktorarbeit darauf auf.“, heißt es in einem Bericht des Magazins Training zu den Unterschieden zwischen dem Undergraduate-, Graduate- und Postgraduate–Studium. Ein MBA-Titel war der Abschluss einer postgradualen, wirtschaftlichen Ausbildung für HochschulabsolventInnen. International war der MBA bekannt und anerkannt, während die Kürzel „Mag.“ oder „DI“ oft für Verwirrung im Ausland sorgten. Gänzlich verschwunden sind diese Titel aber nicht, so schließt beispielsweise ein technisches Masterstudium im Regelfall sowohl mit dem Titel Diplom-Ingenieur/in (DI) als auch Master of Science (MSc) ab.

Bologna-Reform

Im Jahr 1999 einigten sich 29 europäische Bildungsminister in Bologna darauf, einen einheitlichen Europäischen Hochschulraum bis Ende 2010 zu schaffen. Hauptziel des Bologna-Prozesses ist es, ein System zu schaffen das leicht verständlich ist und Studienabschlüsse international vergleichbar macht.
Dazu wurde das Studium in Undergraduate (= Bachelor) und Graduate (= Master) eingeteilt. Ein Studium schließt so, je nach Studienrichtung, z.B mit dem Master of Science (MSc), dem Master of Arts (MA) oder dem Master of Law (LLM) ab. Nach absolviertem Masterstudium kann dann der Doktor bzw. der PhD gemacht werden.

ECTS – was ist das?!

So gibt es seit ein paar Jahren nur mehr wenige Magister- und Diplomstudiengänge. Der Workload (Arbeitsaufwand) für die einzelnen Studien wird durch die international anerkannten ECTS-Punkte bemessen. Das European Credit Transfer and Accumulation System (ECTS) soll sicherstellen, dass die Leistungen von Studierenden an Hochschulen des Europäischen Hochschulraumes vergleichbar und bei einem Wechsel von einer Hochschule zur anderen, auch grenzüberschreitend, anrechenbar sind. Ein Leistungspunkt (LP) bzw. Credit Point (CP) entspricht einem Arbeitsaufwand von 25 bis 30 Arbeitsstunden. In Österreich wird das Bologna-System durch Privathochschulen und andere private Bildungseinrichtungen ergänzt.

Master vs. Master

Bei einem Master of Science (MSc) und einem Master of Business Adminstration (MBA) ist der Titel als „Master“ zwar gleich, das vermittelte Wissen jedoch ein anderes. Einer der großen Unterschiede liegt darin, ob der Master in einem Grundstudium (wie z.B. beim MSc) oder postgradual (also nach dem Grundstudium, wie etwa beim MBA) absolviert wurde.

So kann sich ein Absolvent nach dem Abschluss seines Master-Studiums bspw. in „Management“ (MSc) und einigen Jahren Berufserfahrung mit Hilfe eines MBAs, egal an welcher (Privat-) Universität, praxisnah weiterbilden. Der Unterschied zwischen einem MSc und einem MBA ist dementsprechend groß, da die Zielgruppen völlig differente Bedürfnisse aufweisen.

Ein postgraduales MBA Studium richtet sich an InteressentInnen mit Berufserfahrung. Im Vordergrund steht die Vermittlung neuer Erkenntnisse der wirtschaftlichen Forschung kombiniert mit dem Austausch praktischer Erfahrung. Ziel ist es, die AbsolventInnen mit theoretischem Hintergrund praxisnah auf die aktuellen Anforderungen der Unternehmenspraxis auszubilden.

 

Bilder:
pixabay.com © Workandapix

3 Kommentare

  1. Der Besuch einer FachhochSCHULE hat mit der Absolvierung und dem Bildungscharakter einer UNIVERSITÄT ÜBERHAUPT NIX gemeinsam.
    Das Niveau unserer akademischen Bildung ist ruiniert!
    Genauso wie der nach dem erfolgreichen Abschluss eines Universitätsstudiums vor dem Namen zu führen erlaubte akademische Universitätstitel ‚Mag.‘ durch die FH-Variante völlig an akademischem Wert verlor!

    • Werte Frau Mag.a Surböck,

      auch wenn wir die Situation nicht ganz so schwarz sehen, danken wir Ihnen für Ihren Kommentar und Ihre Meinung.

      Universitäten und Fachhochschulen sind zwei verschiedene Bildungseinrichtungen die sehr unterschiedlich sind, das ist ganz richtig und ja auch so beabsichtigt. Dies hat allerdings, wie wir finden, einige Vorteile, denn durch das vielfältigere Angebot hat jeder/jede die Chance, den für sich passenden Bildungsweg zu finden!
      Die Bildungslandschaft ist in einem ständigen Wechsel, was auch gut ist in einer global vernetzten, sich schnell ändernden Welt. Es muss sicher weiterhin vieles verbessert werden, wir sehen hier dennoch viel Potential für positive Änderungen und Weiterentwicklung.

      Mit besten Grüßen,
      Ihr absolventen.at Team

  2. Verehrte Frau Kollegin, ich gebe Ihnen bedingt recht, ja das Niveau von Universitäten unterscheidet sich doch stark von jenem an Fachhochschulen, jedoch nicht unbedingt zum schlechten.

    So kenne ich persönlich keine FH an der es möglich ist Prüfungen und Kurse selbst zu verwalten. Die Studien dort werden in der vorgesehenen Zeit abgeschlossen, Prüfungen nicht über mehrere Semester nachgezogen Konsequenz: Exmatrikulation!

    Das Bildungsniveau haben wir uns selbst zuzuschreiben, sind es doch vermehrt Akademiker die ihren Kindern versuchen klar zu machen, dass nur ein Studium ein angesehener Abschluss ist der etwas zählt.

    Diese Kinder studieren dann, ohne eigener Motivation und ohne Vorstellung, was genau sie denn später werden möchten. Sie wechseln von Studium zu Studium und genießen vorerst die neuen Freiheiten, welche das Studentenleben mit sich bringt. Kommen diese dann nach unzähligen Semestern zu ihrem Abschluss, sind sie auf dem Arbeitsmarkt nicht zu gebrauchen da häufig alles wesentliche erst angelernt werden muss.

    So gesehen, und dem verstärkten Praxisbezug, schätze ich nicht nur den Unterricht von Dozenten mit Berufserfahrung und Fachkenntnissen sondern würde auch so weit gehen, einem FH Absolventen mehr zu zutrauen und ihn daher nicht nur bevorzugt einstellen sondern auch besser zu entlohnen.

    Ich selbst habe sowohl Vorlesungen an der Universität als auch an der Fachhochschule besucht und nehme mich selbst nur bedingt aus.

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