Das Fußballfieber steigt und bald sammeln sich in Österreich Kollegen und Mitarbeiter an den Bildschirmen in Pausenräumen, denn es ist wieder soweit, die nächste Fußball-WM steht vor der Tür. Dem Einsatz und der Leidenschaft der Fußballfans kann man kaum entkommen und der Gesprächsstoff in der Mittags-, Kaffee- und Raucherpause wird von verschossenen Elfmetern und Spielstrategien dominiert werden. Bei so viel Leidenschaft und Fanliebe ist der Leistungsdruck bei den Trainern und Spielern besonders hoch, da kommt es schon mal vor, dass nicht alles was auf dem Fußballfeld passiert auch sportlich ist. Oft sorgen daher nicht nur die Spielergebnisse, sondern auch die Fußballtrainer mit Ihrem Verhalten für negative Schlagzeilen. Da ist Jogi Löws Griff in die Hose noch harmlos und amüsant im Vergleich zu anderen Beispielen. Mit Blick auf die Fußball-WM diesen Sommer haben sich die Journalisten des Viking Blog die Frage gestellt, wie es wohl wäre einen Fußballtrainer als Manager zu haben.
Zu diesem Thema haben sie Personal-Experten Stefan Scheller befragt, denn eins ist klar – im Büro würden die Aktenschränke vor Beschwerden aus allen Nähten platzen, wenn sich Fußballtrainer dort so verhielten wie auf dem Fußballplatz. Der HR-Blogger setzt sich auf seinem Portal PERSOBLOGGER.de kritisch mit Personalmarketing, Recruiting und Employer Branding auseinander.
Das internationale Viking-Team hat mit Illustrator Emanuel Wiemans kollaboriert, um Beispiele von Trainer-Strafen und groben Fehlverhalten visuell darzustellen, jedoch haben sie das Spielfeld in ein Büro verwandelt.
Kopfstöße sind nur mit Fußbällen gern gesehen. Das musste damaliger MSV Duisburg Trainer Norbert Maier 2005 für sich selbst entdecken, denn als Strafe für einen Kopfstoß gegen Mittelfeldspieler Albert Streit wurde er drei Monate lang gesperrt und musste zusätzlich eine Geldstrafe in einer Höhe von 12.500 € zahlen.
Was sich José Mourinho wohl dabei dachte, als er Tito Vilanova mit dem Finger ins Auge stach und viel wichtiger noch: welche Konsequenzen würden sich ergeben, wenn er sich so als Manager in einem Büro verhalten würde? Der HR-Experte sagt: „Die meisten Arbeitgeber hätten wahrscheinlich im Anschluss große Bedenken hinsichtlich der Führungstauglichkeit handgreiflicher Manager. Mit allen Konsequenzen, von der Abmahnung bis hin zur Kündigung.“.
Frank Rijkaards Spuckattacke gegen Gegenspieler Rudi Völler während der Fußballweltmeisterschaft 1990 ist vielen noch im Gedächtnis. Auch als Fußballtrainer konnte der Niederländer seine Emotionen nicht gut in Schach halten und lies seinen Frust in einem Spiel an einer Glasscheibe aus. Diese zersprang und damit hat Rijkaard Sachbeschädigung begangen. Stefan Scheller ist der Meinung, dass Konsequenzen sicherlich von der jeweiligen Arbeitskultur abhängen, „Ich gehe davon aus, dass bei Bekanntwerden solcher Tatsachen, die wenigsten Unternehmen großes Verständnis für die pöbelnde Führungskraft aufbringen werden. Führung bedeutet ja Verantwortung für Menschen zu übernehmen. Wer hierzu, aus welchem Grund auch immer, nicht oder nicht mehr in der Lage ist, sollte seine Position besser abgeben.“.
Eine Verspätung von einer Minute ist nur in seltenen Fällen strafwürdig. Allerdings ist Louis van Gaal anderer Meinung, denn einige Spieler von Manchester United wurden von ihm bestraft, als Sie nach dem Training eine Minute zu spät zum Mittagessen erschienen. Der Niederländer ist bekannt für seinen strikten Führungsstil, welcher 2016 auch zu seiner Entlassung aus seiner Manchester United Trainerrolle führte.
Guus Hiddinks Fehlverhalten war zunächst einmal nicht so offensichtlich wie bei den anderen Trainern, da es nicht direkt auf dem Spielfeld passiert ist, dennoch ist Steuerbetrug kriminell und Hiddinks kann für sein Verhalten eine Bewährungsstrafe und eine 45.000 € hohe Geldstrafe vorweisen. Führungspositionen nehmen auch eine Vorbildsrolle an, dieser ist Hiddinks leider nicht gerecht geworden, als er 2007 der Steuerhinterziehung für schuldig erklärt wurde.
Frauen und Fußball? Dazu äußerte David Le Frapper eine klare Meinung während einer Pressekonferenz, als er sich über die Entscheidung einer Schiedsrichterin beschwerte. Nach dem öffentlichen Aufschrei kam die Entschuldigung des Fußballtrainers. Aber eine solche genderfeindliche Aussage hätte wohl im Büro ernstere Folgen und wäre mit einer Entschuldigung nicht erledigt. Laut Arbeiterkammer Wien muss ein Betrieb seiner Fürsorgepflicht nachkommen und Abhilfe schaffen, hinzu besteht am Arbeitsplatz Anspruch auf Schadenersatz.
Auch das Beschimpfen gegnerischer Fans ist tabu auf dem Fußballrasen sowie im Büro. Das musste auch der ehemalige Spieler und Trainer Carlo Mazzone erfahren, denn für seine Tirade erntete der Italiener eine Sperre für fünf Spiele. Er wurde zwar von den Bergamo-Fans verhöhnt und provoziert, jedoch sollte man vorbildlicher reagieren. Der gegnerische Verein Atalanta Bergamo wurde wegen der schmähenden Fans zu einer Geldstrafe verdonnert. Eine Schimpftirade haben die einen oder anderen im eigenen Arbeitsumfeld bestimmt auch schon erlebt.
Das Schlusslicht dieser Liste ist der ehemalige AC Florenz-Trainer Delio Rossis, der auf den eigenen Spieler, Adem Ljajic, einschlug. Der Stürmer wurde während eines Spiels gegen Novara 2012 ausgewechselt und hat sich deswegen beschwert und Rossi beschimpft. In diesem Fall half auch eine Entschuldigung nichts mehr, denn der Trainer wurde noch am selben Abend gefeuert und der Stürmer Ljajic suspendiert.
Also, was tun in einer Konfliktsituation mit dem Manager? Zum Schluss noch ein Tipp von Stefan Scheller: „Zuerst die Klärung mit der betroffenen Person direkt suchen. Gegebenenfalls vermitteln lassen durch Dritte. Dann entscheiden, ob eine Eskalation in eine höhere Hierarchie-Ebene weiterhilft. Wenn das Thema gravierend und dauerhaft ist und die ersten Möglichkeiten nicht geholfen haben, kann auch das Suchen eines anderen Jobs die Lösung bringen.“.
Nicht jeder Trainer ist ein schwarzes Schaf und oft sind die Ausfälle witzig anzuschauen, solange niemand verletzt wird. Wir freuen uns auf viele Tore und Emotionen und wünschen allen eine spannende WM 2018.
Danke Stefan Scheller für das Interview.
Einen herzlichen Dank an den Viking Blog für das Zurverfügungstellen dieses Beitrags.