Es ist gut für die Natur, gut für deinen Geldbeutel, macht Spaß und schult auch noch Skills, die du dein ganzes Leben lang gebrauchen kannst. Upcycling ist die Antwort auf viele Lebensrealitäten von Azubis und Studenten – und wir zeigen dir jetzt, was du brauchst, um in diese Welt einzusteigen.
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Einen Überblick
Bevor es losgeht, muss man sich natürlich auch in dieses Feld erst mal grundlegend einarbeiten. Also: Upcycling bedeutet, etwas Vorhandenes, das eigentlich ein Fall für den Mülleimer wäre, so umzuarbeiten, dass daraus etwas Neues, Wertigeres wird. Damit steht Up- im Gegensatz zum Recycling. Bei letzterem geht es nämlich darum, etwas Vorhandenes auf seine Rohstoffe herunterzubrechen und erst dann etwas Neues daraus zu machen. Klingt kompliziert? Hier zwei Beispiele:
- Recycling wäre es, einen alten, verwaschenen Kunstfaser-Pullover zu schreddern, diese Bestandteile wieder zu Kunststoff-Granulat einzuschmelzen und dann daraus neue Fasern für bspw. Decken zu spinnen.
- Upcycling wäre es, an dem alten Kunstfaser-Pullover die Ärmel abzutrennen, die dadurch entstandenen Löcher sowie die Kopföffnung zuzunähen, ihn umzudrehen, einen alten Stoffgürtel als Trageschlaufe anzunähen und so eine große Tragetasche zu machen.
Ersteres ist in den seltensten Fällen etwas, das zuhause funktioniert. Letzteres hingegen das Metier für Selbermacher-Charaktere schlechthin. Vieles beim Upcycling basiert zudem auch auf echten Wegwerfprodukten – etwa alten Tetra-Paks
Allerdings unterscheidet Upcycling sich an einem Punkt vom normalen Heimwerken: Letzteres bedeutet oft, dass man sich auf eine Gruppe, meist definiert durch Materialien, festlegt. Etwa Holz, Metall, Stein usw. Upcycler hingegen sind in der Regel vielfältiger aufgestellt. Manche haben zwar ihre Schwerpunkte, aber eine Grundidee ist es ja, alles Mögliche kreativ zu nutzen und umzuarbeiten. Aus dem Grund braucht es hier auch etwas mehr oder besser gesagt universell nutzbareres Werkzeug – und vor allem die richtige Einstellung: Gerade als junger Mensch, der nicht viel Geld, dafür aber geistige Flexibilität hat, ist es vergleichsweise leicht, immer wieder neue Ideen zu finden. Das geht bei manchen Experten sogar soweit, dass dort nur Upcycling-Überreste in der Mülltonne landen. Alles andere wird sinnvolleren Zwecken zugeführt.
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Eine Bohrmaschine
Eine Bohrmaschine kann nur Löcher bohren? Falsch, ganz falsch. Sie ist, wenn man es nur kreativ genug angeht, ein unheimliches Universalwegzeug. Sie kann Schrauben rein- und rausdrehen. Sie kann mit den passenden Aufsätzen schleifen, kann (gut befestigt) als Behelfs-Dreh- und Drechselbank fungieren. Sie kann Drähte und Schnüre zwirbeln und sogar als Trennschleifer herhalten.
Wir empfehlen, als Ausgangsmaterial solche Stücke der höherwertigen Hobbyklasse mit Kabel zu nehmen. Warum? Ganz einfach: Für Akku-Bohrmaschinen der gleichen Leistungsklasse muss man meistens mehr ausgeben. Und zudem kann, wo ein Kabel verwendet wird, kein Akku den Geist aufgeben. Wichtig: Falls bei der Bohrmaschine keins dazugehört, unbedingt ein Set mit Schraub-Bits dazukaufen. Auch ein Glasbohrer kann unschätzbare Dienste leisten.
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Ein Nähset
Wer ins Upcycling einsteigen will, landet früher oder später immer auf einschlägigen YouTube-Channels. Und er wird feststellen, dass die dortigen Jungs und Mädels, die mit Stoffen hantieren, das meistens mit einer Nähmaschine tun. Braucht man aber nicht, zumindest nicht als Einsteiger. Ein gutes Gerät findet man kaum unter 150 Euro – mal abgesehen davon, dass eine Nähmaschine ein ganz schöner Platzfresser in der kleinen Azubi- oder Studentenwohnung ist. Nein, mit einem Nähset bestehend aus:
- Nadeln unterschiedlichster Größen
- Nähgarn in allen Regenbogenfarben
- Stoffschere und Nahttrenner
- Einfädelhilfe und Fingerhut
- Knöpfen
kann man all diese Arbeiten auch händisch erledigen – bloß gibt man selbst für Hochwertiges kaum mehr als 30 Euro aus. Hier schon ein Upcycling-Tipp: Schuhriemen bestehen innen oft aus miteinander verflochtenen Kunstfasern. Die sind in höchstem Maß reißfest und eignen sich perfekt als Garn für stark beanspruchte Teile.
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Die richtigen Schneidwerkzeuge
Upcycling bedeutet in mehrfacher Hinsicht, (sich) trennen zu müssen. Und oft genug ist damit auch gemeint, scharfe Schnitte durchzuführen. In Holz und Metall braucht es dazu Sägen. Absolut universell ist ein Quartett aus:
- Laubsäge mit unterschiedlichen Blättern
- Metallsäge
- Fuchsschwanz bzw. Japansäge (eine Glaubensfrage, beide sägen sehr gut in Holz)
- Cuttermesser mit austauschbaren Klingen
Damit gibt es praktisch nichts, was man nicht auf die richtigen Abmessungen bringen könnte.
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Schleifwerkzeuge
Oft genug ist es notwendig, von einem Teil nur einige Zehntelmillimeter Material abzunehmen, etwa eine Farbschicht. Darauf sollte man sich vorbereiten, indem man die richtigen Schleifwerkzeuge zuhause hat:
- Je eine Rund-, Halbrund- und Flachfeile für Metall
- Eine Raspel für Holz
- Ein kleiner Hand-Hobel
- Sandpapier in unterschiedlichen Körnungen
Dabei sollte man, wann immer es geht, das Sandpapier möglichst sparsam einsetzen. Das ist ein echtes Verbrauchsmaterial, wohingegen die anderen Tools oft ein ganzes Leben überdauern können.
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Messinstrumente
Egal ob es sich nur um einen Tragegurt handelt oder die Beine für einen Hocker, den man basteln möchte. Ohne genau zu wissen, wie lange etwas ist, wird es kein schönes Projekt. Großer Vorteil: Vieles, was man hier benötigt, hat man wahrscheinlich noch im Fundus seiner alten Schulsachen oder braucht es sogar im Studium:
- Lineal
- Geodreieck
- Zirkel
- Schneidermaßband
- Zollstock
Letzterer kann übrigens auch als Ersatz für das Geodreieck fungieren, denn mit Zollstöcken kann man mit etwas Pfiff auch Winkel messen.
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Klebriges
Man kann zwar vieles mit Faden und Schrauben miteinander verbinden. Oft genug muss man jedoch auch schlicht und ergreifend kleben. Da sollte man die richtigen Stoffe zuhause haben:
- Ganz normaler Bastelkleber (Vorsicht allerdings, der ist oft nicht wasserfest)
- Sekundenkleber
- Holzleim
- Gewebe- und Elektrikerklebeband
- Eine Auswahl an schönen Washi-Tapes für Deko und noch einiges mehr.
- Kunststoff-Modellkleber (der verklebt nicht, sondern verschweißt bestimmte Kunststoffe miteinander und sorgt so für überlegene Haftkraft)
Im Vergleich zwar ziemlich teuer aber eben auch ein echter „Bombenstoff“ ist Zweikomponentenkleber. Bei dem werden zwei Stoffe getrennt in einer Art Doppelspritze gelagert und erst beim Rausdrücken gemischt. Der daraus entstehende Kleber hat ganz enorme Kräfte, die die aller anderen Kleber bei weitem übersteigen.
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Arbeitsplatz-Helfer
Wer all die genannten Dinge besitzt, kann wirklich richtig krass loslegen. Aber oft genug wird man dabei feststellen, dass etwas fehlt – etwa eine helfende Hand. Folgendes sollte man deshalb ebenfalls noch haben, denn es macht die Arbeit leichter.
- Einen kleinen Schraubstock, den man am Tisch festklemmen kann
- Ein einfaches hölzernes Küchenbrett als Schneidunterlage
- Mehrere Schraubzwingen und Gummis, um Dinge zusammenzuhalten, bis der Kleber ausgehärtet ist
- Eine schön helle Klemmleuchte
Und dann kann es wirklich losgehen. Das erste Projekt? Wie wäre es mit einem Transportbehälter für all die Tools, bezogen mit alten T-Shirts?
Verfasser: Tim Weber
Bildquellen:
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3) unsplash.com © Christian Kaindl