Wohnst Du noch oder lebst Du schon? Der wohl bekannteste Werbeslogan der schwedischen Möbelkette trifft nur teilweise auf Studierende zu. Denn bei steigenden Mietpreisen sind viele StudentInnen schon froh, günstigen Wohnraum zu ergattern, selbst wenn man hier einige Abstriche bei der Wohnqualität machen muss. Wie sieht es bei Dir aus – welche Art zu wohnen passt am besten zu Dir? StudentInnenheim, eigene Wohnung, WG-Zimmer oder Hotel Mama?
Wer sich nach der Matura für ein Studium entscheidet, taucht gleichzeitig auch in einen neuen Lebensabschnitt ein. Manche entscheiden sich bewusst für eine neue Stadt, weil sie neue Leute kennen lernen möchten. Andere bevorzugen die vertraute Umgebung. Für StudienanfängerInnen, die übersiedeln wollen oder müssen, stellt sich fast immer die Frage: StudentInnenheim, WG-Zimmer oder Wohnung. Doch auch das Pendeln zu Hotel
Mama wird immer beliebter.
StudentInnenheim: Schnelle Kontakte, Zimmerpartys
und gemeinsames Kochen
Der Klassiker: Ein StudentInnenheim ist eine maßgeschneiderte Wohnmöglichkeit für Studierende. Die Vorteile liegen auf der Hand: möblierte Zimmer, kurze Wege zur Hochschule und die Möglichkeit, schnell Kontakte zu Gleichgesinnten und potentiellen neuen FreundInnen zu knüpfen.
Was für den König der Palast, ist das Heim für die/den Studierende/n – nur halt ein bisschen spartanischer eingerichtet, enger und näher an der Uni. Doch stimmt dieses Klischee von den altbackenen und trist eingerichteten StudentInnenheimen überhaupt noch? Sicher, viele Heime spüren den Kostendruck – vor allem seit die damalige Regierung die Heimförderung im Jahr 2010 ersatzlos gestrichen hat. Mit Investitionen sind Wohnheime daher eventuell zurückhaltender, jedoch darf auf der anderen Seite nicht vergessen werden, dass die damit verbundenen höheren Eigenkosten ohnehin an die Studierenden weitergegeben werden. Und Luxus erwartet sowieso kein Studierender – oder doch?
Die Antwort auf diese Frage findet man zum Beispiel in den StudentInnenheimen – pardon, Apartmenthäusern – der Milestone Österreich GmbH. Die Goodies: Designerbad, Deluxe-Bett, Zimmersafe, Dachterrasse, Garten (es darf auch gegrillt werden) und Learning Lounges, die die Gemeinschaft fördern. Bis auf die Learning Lounges hört sich alles eher nach Hotel und nicht nach Heim an. Das kostet natürlich. In Wien zahlen Studierende 635 Euro für ein Einzelapartment, in Graz 440 Euro. Wer das Geld hat, kann sich auf luxuriöses Wohnen freuen.
Aber auch klassische Studierendenheime haben teilweise schön eingerichtete Zimmer, wenn auch nicht ganz so luxuriös. Außerdem gibt es Studierende, die aufgrund der hohen Nachfrage in beliebten Uni-Städten schon froh sind, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben und auf teure Goodies gerne verzichten. Eines steht also fest: Der Markt ist in den letzten Jahren auf jeden Fall vielschichtiger geworden.
Falls Du ein StudentInnenheim präferierst, solltest Du Dich in jedem Fall rechtzeitig nach einem passenden Heimplatz umsehen. Denn begehrte und günstige Heime sind rasch ausgebucht. Wenn Du Dir nicht sicher bist, ob Dir ein Heim zusagt, kannst Du ja vorab einfach mal mit HeimbewohnerInnen sprechen oder die Heimleitung bitten, Dir ein Zimmer zu zeigen. So weißt du, was Dich erwartet. Eine Übersicht über alle Studierendenheime
findest du hier.
Endlich frei: Die eigene Wohnung
Selbstständig, frei, erwachsen. So fühlen sich angehende StudentInnen, wenn sie das erste Mal eine eigene Wohnung beziehen. Der Vorteil: Du kannst tun und lassen, was Du willst – tägliche Partys und laute, bis zum Anschlag aufgedrehte Musik, mal ausgenommen. Dafür musst Du mit höheren Kosten rechnen, denn teilweise hohe Betriebskosten, Gebühren für GIS (befreit bist Du, wenn Du Studienbeihilfe beziehst und das Haushaltsnettoeinkommen 996,62 Euro nicht überschreitet – Stand 2017) und Haushaltsversicherung drücken auf Dein wahrscheinlich ohnehin nicht gerade üppiges Budget. Vielleicht hast Du aber eine/n PartnerIn und ziehst mit ihr/ihm zusammen – dadurch kannst Du natürlich auch viel sparen.
Mit welchen durchschnittlichen Mietpreisen musst Du konkret rechnen?
Der Standard-Mietpreisspiegel verrät Dir mehr darüber: http://www.immopreise.at
Erzähle vielen FreundInnen und Bekannten davon, dass Du auf Wohnungssuche bist oder poste es auf Facebook. Mit etwas Glück verbreitet sich die Nachricht schnell und Du bist bald in den eigenen vier Wänden. Des Weiteren findest Du an Universitäten und Fachhochschulen auch Aushänge mit günstigen und gut gelegenen Wohnungen. Darüber hinaus sind die Seiten www.immowelt.at, willhaben.at, immobilienscout.at empfehlenswert. Achtung: Da die meisten Wohnungen über MaklerInnen vergeben werden, wird
meistens auch eine Provision fällig.
Besonders günstige Wohnungen bieten Genossenschaften an. Allerdings musst Du mit einer teilweise langen Wartezeit rechnen, da die Wohnungen in jeder größeren Stadt sehr beliebt sind. Hier findest Du Infos zu Genossenschaften für die Städte Wien, Graz, Linz und Salzburg:
Wien:
http://www.stadt-wien.at/immobilien-wohnen/bautraeger-wien-von-a-z.html
Graz:
http://blog.zoomsquare.com/genossenschaften-genossenschaftswohnung-graz/
Linz:
https://portal.linz.gv.at/Serviceguide/viewChapter.html?chapterid=122180
Wohngemeinschaft: Kompromisse und viel Spaß
Hier stehen Partys, Alkohol und Chaos am Programm, denkt sich so mancher, der das Wort StudentInnen-WG hört. Vieles, aber wahrscheinlich nicht alles, stimmt. WGs sind beliebte Wohnmöglichkeiten unter Studierenden. Es ist eine relativ günstige Wohnform. Geteiltes Leid ist halbes Leid, gilt wohl auch bei der Finanzierung einer WG. Alles wird gemeinsam genutzt – das Zimmer, die Kosten der Waschmaschine und des Geschirrspülers, Strom, Betriebskosten, etc.
In einer WG bist Du auch nie allein, kannst immer Spaß haben und hast ständig Kontakt zu Deinen MitbewohnerInnen und deren FreundInnen und Bekannten. Der Nachteil dabei ist, dass bei Partys, beim Fernsehen und Zusammensitzen auch die Lautstärke immer miteinander geteilt wird. In einer WG bist Du kaum ungestört und kannst Dich schwerer zurückziehen als anderswo.
Auch hohes Konfliktpotential ist in WGs vorhanden, da Menschen selten gleiche Vorstellungen von Ordnung, Sauberkeit und Lärm haben. Vor allem beim Putzplan und der Aufgabenverteilung kommt es zu Streitigkeiten. Zudem gibt es bei Besuchszeiten oft Reibereien, deshalb empfiehlt es sich, in WGs eine strikte Wohnungsordnung zu haben, an die sich jede/r zu halten hat und vor dem Einzug alles abzuklären (Raucher/Nichtraucher, Besuch, Putzen, etc.), damit es später nicht zu Überraschungen und Enttäuschungen kommt.
Die Wohnbeihilfe und GIS-Gebührenbefreiung kannst Du bei Wohnungen, nach Erfüllung der Voraussetzungen, beantragen. Hilfreiche Seiten für die Suche nach einer geeigneten StudentInnen-WG sind https://housinganywhere.com/de/, http://www.easywg.at/ und http://www.studenteninserate.at. Hier findest Du viele Angebote zu Zimmern in WGs.
Hotel Mama
Zu Hause bei Mama ist es halt am schönsten. Das denken sich tatsächlich immer mehr Studierende. Woran liegt das? Zum einen spielen die höheren Kosten für die Miete eine Rolle, zum anderen liegt es aber mit Sicherheit auch an der antiautoritären Erziehung, die viele Eltern der Generationen X und Babyboomer an den Tag legen. Heute sind Mama und Papa nicht mehr per se uncool. Junge Erwachsene wollen sich also gar nicht mehr so früh wie möglich abkapseln, die Eltern sind teilweise die besten Buddys, mit denen man gemeinsam einkaufen geht, kocht und in den Urlaub fährt. Das gilt gewiss nicht für alle. Aber Tatsache ist, dass immer mehr junge Erwachsene immer länger bei den Eltern wohnen – und zwar freiwillig und teilweise bis über das 30. Lebensjahr hinaus. In den vergangenen 40 Jahren hat sich die Zahl der 25-jährigen, die noch zu Hause wohnen, deutlich erhöht: Mittlerweile residiert jede/r zweite EuropäerIn zwischen 18 und 29 Jahren noch bei den Eltern.
Ich lebe lieber alleine und bezahle meine Mietwohnung selbst, aber ich habe viele Freunde, die noch bei ihren Eltern leben