MaturantInnen ohne relevante Berufserfahrung haben in Gehaltsfragen immer ein Problem: Der Verhandlungsspielraum in Sachen Gehalt ist sehr begrenzt. Lohnt es sich trotzdem zu pokern? Wir verraten Dir, wie viel Du ungefähr verlangen kannst und stellen Dir die Top 5 Branchen vor.
Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten oder der täglich frische Obstkorb – was ist denn nun wirklich ausschlaggebend, damit sich BewerberInnen wohlfühlen und ein bestimmtes Unternehmen dem anderen vorziehen? Der Fakt, dass auch das Gehalt eine wichtige Rolle spielt, kann trotz widersprüchlicher Studien nicht abgestritten werden. Wovon hängt es aber ab, mit wie viel Geld Du am Monatsende rechnen kannst? Neben der Art der Ausbildung, die Du absolviert hast, spielen die Berufserfahrung, das Bundesland des Unternehmenssitzes, die Branche, die Unternehmensgröße und das Verhandlungsgeschick eine große Rolle.
Wir beleuchten in diesem Artikel die letzten drei Faktoren. Nach umfangreichen Recherchen haben wir für Dich in dieser Tabelle erstmal eine Übersicht über die Einstiegsgehälter von MaturantInnen zusammengestellt. Diese Zahlen liefern Dir einen ersten Anhaltspunkt, an denen Du Dich, unabhängig von anderen Faktoren, orientieren kannst.
Abschluss | Minimalgehalt | Median | Topverdienst |
HAK-AbsolventIn | 16.200 | 25.488 | 31.553 |
HTL-AbsolventIn | 17.320 | 28.130 | 38.885 |
AHS-AbsolventIn | 16.200 | 18.900 | 27.444 |
1. Achte auf die Branche
Du hast die Matura erfolgreich hinter Dich gebracht und planst schon die nächste Luxusreise oder willst Dir ein neues Luxusauto zulegen? Dann solltest Du Dich eher nicht bei Werbeagenturen, Einzelhandelsketten oder einem Verlag bewerben, denn dort wird der Verdienst nicht Deinen Erwartungen entsprechen. Aber Geld ist ja bekanntlich nicht alles. Entscheide Dich also für eine Branche, die Dich interessiert. Zu Beginn sollte das Gehalt ohnehin nicht ausschlaggebend sein. Viel wichtiger ist es, Erfahrungen zu sammeln, so verbessert sich auch später die eigene Verhandlungsposition. Überdies ist der erste Job selten der letzte. Wechseln kannst Du immer noch, wenn Du nicht zufrieden bist und im Laufe der Zeit kein höheres Gehalt bekommst.
2. Auf die Unternehmensgröße kommt es an
Generell gilt: Große Unternehmen können höhere Gehälter anbieten. International agierende Konzerne, etablierte Familienunternehmen und gesunde Mittelständler mit über 100 Angestellten verfügen in der Regel über mehr finanzielle Mittel als kleine Betriebe.
Start-ups sind anfangs auf Gelder von Förderern angewiesen und müssen sich am Markt erst behaupten, aber alles rund ums Thema Start-Ups kannst Du in einem unserer Artikel auf Seite 22 nachlesen. Ob alle Versprechungen von Unternehmen tatsächlich zutreffen, weißt Du freilich erst hinterher, es sei denn, Du kennst jemanden, der in dem Unternehmen arbeitet oder dort beschäftigt war. Auch die Meinungen ehemaliger und aktueller Angestellter auf www.kununu.com können Dir hier weiterhelfen.
Übrigens: In Österreich muss in Stellenanzeigen das kollektivvertragliche Mindestgehalt angegeben oder zumindest auf den entsprechenden Kollektivvertrag hingewiesen werden. Viele Firmen sind aber generell bereit, mehr zu bezahlen. Vor allem, wenn Du bereits entsprechende Qualifikationen mitbringst und/oder Berufserfahrung vorweisen kannst, wird das Gehalt deutlich über dem Kollektivvertrag liegen. Lass dich also nicht von diesen Zahlen verwirren, sondern informiere Dich lieber über die marktüblichen Einstiegsgehälter. Wir empfehlen folgende Websites: gehaltsrechner.gv.at und gehaltskompass.at
3. Beweise Verhandlungsgeschick
Beim Bewerbungsgespräch hat man es als AbsolventIn ohne Berufserfahrung deutlich schwerer. Trotzdem ist es möglich, mit geschickter Verhandlungsweise, mehr als das festgesetzte Einstiegsgehalt herauszuholen. Die folgenden Tipps könnten Dir dabei eine große Hilfe sein.
- Überlege Dir vorab gute Gründe, warum Du ein bisschen mehr Geld verdienst, als es das übliche Einstiegsgehalt vorsieht. Vielleicht hast du ja bereits Praktika im relevanten Fachbereich oder der gleichen Branche absolviert, bringst Top-Noten mit, kannst Auslandserfahrung vorweisen oder hast spezielle Weiterbildungen geplant. Wichtig ist vor allem eines: verkaufe Dich niemals unter Deinem Wert!
- Wenn Du nach Deinem Wunschgehalt gefragt wirst, sei vorsichtig mit der Angabe Gehaltsspannen. Jede Firma wird sofort versuchen, nur den niedrigsten Wert zu zahlen. Wähle Deine Wunschgehaltsspannen also so, dass Du mit dem geringsten Wert zufrieden bist!
- Formuliere Deine Vorstellungen selbstbewusst und rede nicht um den heißen Brei. Dabei ist es allerdings enorm wichtig, immer höflich und verhandlungsbereit zu bleiben und auf keinen Fall ein unfreundliches oder gar aggressives Verhalten an den Tag
zu legen. - Konzentriere Dich nicht nur auf Deine Wunscharbeitgeber, sondern versuche, mehrere Jobangebote einzuholen und zu vergleichen. Wenn Dein Wunscharbeitgeber merkt, dass Du auch an der Konkurrenz interessiert bist, schwächt dies seine Position und verschafft Dir mehr Verhandlungsmacht.
- Vermeide zu jammern oder bedürftig zu wirken! Sätze wie „Ich brauche bitte mehr Geld, weil ich mir bald ein Auto kaufe“ sind tabu und enorm kontraproduktiv. Private Umstände haben in Gehaltsverhandlungen nichts verloren. Wenn Du mehr Geld willst, musst Du dem Arbeitgeber klarmachen, warum Deine Arbeitsleistung mehr wert ist.
Quellen:
https://mobil.derstandard.at/2000061176802/Wahl-des-Arbeitgebers-Was-zaehlt-ist-das-Geld?
https://derstandard.at/2000046269677/Erster-Job-Was-fuer-Gehaltsverhandlungen-gilt
https://www.sueddeutsche.de/karriere/bewerbungsgespraech-und-welches-gehalt-hatten-sie-sich-vorgestellt-1.1132470-2
https://www.staufenbiel.de/magazin/gehalt/gehaltsverhandlung/verhandlungstipps-interview-mit-jack-nasher.html
https://kurier.at/wirtschaft/karriere/sechs-tipps-fuer-ihre-naechste-gehaltsverhandlung/279.634.900